Hallo, erstmal, ich wollte Kinder nicht instrumentalisieren, wenn ich das getan hab, tut es mir leid. Ich wollte versuchen, mir vorzustellen, wie es ist, wenn ich diese Orte unabhängig von dem betrachte, was ich gelernt habe. Ich hoffe, so wird es verständlicher.
Und ich habe definitiv aus eigener Betroffenheit geschrieben, das noch dazu gesagt. Weil ich viele kenne, die, das scheint hier aber nicht besprechbar zu sein, daran kaputt gegangen sind. Und ich stimme euch zu, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen das Beste wäre. Definitiv. Viel besser als Prostitution moralisch zu verurteilen etc..
Und ich seh es auch wie du Marleen, dass Kinder vermutlich
einfach wissen wollen würden, wer diese Leute sind, sie gehen ja sowieso offen auf alle zu, was gut ist.
Ohne Vorurteile, das kann in unserer Welt auch negativ
sein, aber generell ist das eine gute Einstellung.
Ich hab das Gefühl, es kam falsch rüber, was ich sagen
wollte. Ich wollte definitiv nicht, dass ich irgendwas
instrumentalisiere. Ich wollte nur ausdrücken, wie betroffen
ich bin. Und ich weiß, dass, je nachdem wie frau oder man aufwächst, das total früh im Bild ist. Wie bei dir Maleen. Und ich wollte mich auch über niemanden drüber stellen.
Das sowieso nicht, weil ich, vielleicht wird es jetzt verständlicher, mit 14 auch dachte, ich könne nix anderes sein. Freundinnen und ich haben schon mit 12 gedacht, dass Frauen weniger wert seien ,wegen unserer “Eltern” und unseres Umfelds und wurden teilweise von unseren “Eltern” gezwungen, in solche Umfelder. Es war wirklich mehr aus dieser Betroffenheit geschrieben, weil ich weiß, was das bedeutet. Was es für junge Mädchen und Frauen bedeutet.
Ich bin daher überhaupt nicht besser gestellt.
@Sonja Dolinsek, wegen den Putzberufen, das denk ich mir übrigens auch. Das ist einfach totaler Wahnsinn. Deshalb wäre ich auch so für das bedingungslose Grundeinkommen, damit mehr Frauen die Wahl haben.
@Maleen, das Beispiel mit den Kindern, was du erwähnst, das ist absurd. Für mich ist Prostitution etwas anderes als Lokführerin zu sein und bitte, werd nicht unverschämt mir gegenüber. Du kennst mich nicht. Alles wofür ich kämpfe ist immer eine gleiche Ebene zwischen Frauen und Männern, was heißt, dass jede und jeder alles werden kann.
Also bitte, aber Prostitution finde ich ist etwas anderes.
Und ich finde es im Übrigen genauso schlimm wie du, wie
Prostituierte behandelt werden, weil das eine Doppelmoral ist.
Ich würd dir absolut zustimmen, dass es nicht angehen kann,
dass Kinder dann nicht zu ihrer Mutter dürfen. Weil die Hälfte der Männer die sowas sagen, selbst zu Prostituierten
gehn. Das ist die Doppelmoral.
Was das andere angeht, was du gesagt hast, ich hab keine Kinder und hättest du meinen Kommentar ohne Vorurteile gelesen, hättest du auch gesehen, dass es darum nicht ging.
Ich weiß einfach, wie schlimm Menschen verletzt werden in so einem Umfeld und darum ging es mir. Und tatsächlich, wenn ich irgendwas verhindern würde, für meine Kinder, dann wäre es, dass sie als Prostituierte arbeiten. Weil ich weiß, wie das ist. Weil ich weiß wie zerstörerisch das ist.
Tut mir leid, aber das find ich nicht vergleichbar mit Lokführerin zu sein, egal was hier gesagt wird.
Und es sind keine Horrorfantasien, sondern meine erlebte
Realität, also bitte stell dich nicht über mich mit deinen
Kommentaren.
@Inge Kleine, danke für deine interessanten Kommentare. Mich hat es auch gegruselt, als hier stand: Was sollen die Frauen stattdessen machen?
Das ist ja auch wirklich keine Lösung. Anstatt mal zu fragen: Was sollen wir denn stattdessen machen, wie können wir was ändern?
@Gunhild, danke für deine Analyse, das war ziemlich wichtig!
“Und dass eine Frau oder ein Mädchen gezwungen ist, Sex zu haben um zu überleben, ist eine gravierende Menschenrechtsverletzung”.
Das sehe ich auch so.
und @Maleen nochmal, ich finde, du verwechselt etwas, ich habe definitiv etwas gegen Prostitution und ja, ich würde meine Kinder davor schützen. Weil ich das als etwas andres sehe als Lokführerin zu sein etc. Und zwar nicht weil ich finde, dass diese Menschen dann weniger wert wären, sondern weil ich weiß wie zerstörerisch das ist. Und ja, ich schreibe aus eigener Betroffenheit. Also stell ich mich hier auch über niemanden oder will die Retterin sein, sondern ich sage, wie ich das sehe. Wie ich das erlebt hab. Was meine Freundinnen erlebt haben.
Wir waren mit 12 schon überzeugt, geprägt von unseren “Eltern”, dass wir für alles ausgenutzt werden können. Dass Sexualität nur aus Gewalt besteht, sowieso, Vergewaltigung normal ist und dass wir nix werden können außer Prostituierte. Also bitte wirf mir nicht vor, dass ich mich hier über Leute stelle. Und ja, ich möchte nicht, dass Mädchen und Frauen das als normal empfinden.
Mir geht es nicht um eine moralische Bewertung der Prostituierten sondern um eine moralische Bewertung des Systems, wo sowas möglich ist. Und ich sag dir eins: ich kenne niemanden, die daran nicht kaputt gegangen ist. Früher oder später.
Und ich möchte das Leid verhindern, wenn ich kann.
Wenn ich irgendetwas erreichen will ist es, so ein Leid
zu verhindern. Ich weiß, dass ich Glück hatte, weil ich
noch liebe Menschen um mich rum hatte und weil ich heute
anders leben kann, deswegen, aber ich kenne einige, die
sich auch umgebracht haben deswegen.
Die daran kaputt gegangen sind. Wirklich zerstört. Ausgebeutet wurden bis nix mehr von ihnen übrig war.
Eine Freundin von mir hat dann wirklich nur noch mit
Gewalt gelebt. In meiner “Familie” war es üblich, dass
Gewalt normal ist.
Sexuelle sowieso.
Was meinst du wie normal das ist?
Und noch etwas: Ich frage mich, wie schlimm das eigentlich
ist, wenn Kinder dann gar keine Konturen mehr haben. Und
ja, wenn es irgendetwas gibt, wofür ich sie schützen würde, dann dass sie für Geld Sex haben müssen und zwar mit den Vorstellungen von Männern, die frau und man allermeistens in die Tonne kloppen sollte.
@Elfriede Harth, dann habe ich da wirklich etwas falsch verstanden, danke für deine Erklärungen.
Ich sehe es wie du, es müsste finanzielle Sicherheit für Frauen geben, damit das aufhört. Definitiv.
@Ute Plass
“Und welche Wahrheit, Sabrina, würden Kinder dann aussprechen? Vielleicht, dass es „nicht normal“ ist, dass wenige Menschen sehr viel haben und viele Menschen sehr wenig bis nichts, und dass es „nicht normal“ ist, dass alle zehn Sekunden auf dieser Welt ein Kind unter zehn Jahren verhungert, und sie fragen uns ganz sicherlich,
warum wir das nicht ändern?!”
Ja, das ist es. Das meinte ich auch. Und vielleicht würden
die Mädchen sich auch komisch fühlen, jedenfalls seh ich das
öfter in diesen Vierteln. Und weiß es noch von mir selbst.
@steffen, aber dann wäre trotzdem noch die Frage, wenn das alles so normal sein soll, warum es nicht das gleiche für Frauen gibt oder nicht?
Und danke für deine Worte wegen der sexuellen Gewalt, ich hab mich dann gesehen gefühlt. Mein Beitrag ist auch daraus entstanden, dass ich viele Frauen kenne, die sich in solche Umfelder begeben haben, wegen erfahrener schlimmster sexueller Gewalt. Und das ist das abgrundtiefst Schlimmste, was es gibt.
@Antje Schrupp, ich würde mir aber wünschen, dass es andere Optionen gibt, aber ich frage mich wie du, wieso zur Hölle wir immer noch keine Möglichkeiten haben, etwas anderes anzubieten.
Was ich sagen wollte mit dem, was ich geschrieben habe ist: mich verletzt das. Ich laufe durch die Straßen und ja, ich fühle mich wie als Objekt wahrgenommen und zwar, weil Frauen überall als Objekte dargestellt werden. Und ich fühl mich dagegen hilflos. Ich versuche immer, mir meine Würde zu erhalten, aber wisst ihr, wie oft ich blöd angesprochen werde? Wie jede Frau vermutlich. Und ich seh den Grund auch darin, dass wir sowas wie Prostitution total normal finden. Ich hab mich so oft von dieser Gesellschaft nicht geschützt gefühlt. Da war so viel schlimmste sexuelle Gewalt in meiner Geschichte, vielleicht hab ich deshalb versucht einen Zugang dazu zu finden, wie Kinder es sehen würden. Ich hoffe, das ist verständlich.
Ich bin einfach tief betroffen und wenn ich das hier lese fühl ich mich so oft verletzt. So oft nicht gesehen. Und ja, das ist jetzt verletzlich, aber ich glaube, es geht vielen so. Ich kann mir nicht vorstellen, auch wenn du es anders schreibst, steffen, dass Freier wirklich den Menschen sehen. Das erscheint mir absolut absurd. Oder die Frauen gesehen werden generell.
Und es kotzt mich an, ehrlich gesagt, in einer Gesellschaft zu leben, in der Mädchen und Frauen so viel angetan wird. Oder ich einen Jungen kannte, der auf dem “Kinderstrich” in Berlin gelandet ist und nie wieder zurückkam. Und du konntest nichts tun. Gar nichts.
Weil da so viele Muster sind und Verharmlosungen und akademisches Gerede, wie auch hier manchmal.
Die Wahrheit ist aber die: wir bräuchten viel mehr Leute, die solche Menschen schützen können. Ich hätte mir damals so viel mehr Schutz gewünscht. Aber wenn ich erzählt hab, was wirklich passiert ist, dann kam “Das kann doch gar nicht sein”. Und das schönste war noch, was ja auch schon für sich selbst spricht: “Aber Ihre Familie ist ja keine Ausländerfamilie”. Wie absurd und ekelhaft das ist, das möchte ich gar nicht erwähnen.